Studenten leiden große Not, wenn es um den Wohnraum geht. Die Presse macht es gerade wieder zum Thema. Einige Politiker nehmen sich der Sache an. Denn auch dies ist eine gute Gelegenheit, sich mal wieder richtig ins Gespräch zu bringen. Wohnraum muss her, wir müssen mehr tun, jetzt geht's los, wir bieten an, und so weiter. Im Fernseher können wir Bilder von Studentenwohnungen bestaunen, denn auch die Wirtschaft ergreift gern die Chance, hier ihre besondere Fürsorge zu demonstrieren.
Dennoch, das angebotene Schauspiel wird schnell enttarnt. Wohnungen, die keine sind. Entweder sind es mehr Hasenställe als Wohnungen, klein, nicht ausgestattet, dafür aber um so teurer, oder aber sie werden möbliert vermietet, zu astronomischen Preisen. 18 qm für über 600 Euro sollen es in der Innenstadt sein. Für die Größe einer Auslauffläche eines Huhnes also muss mehr bezahlt werden, als das Studentenleben zur Verfügung stellt und eigentlich gehört dies in die Kategorie "Staatlich geförderter Wucher".
Ist dies noch schnell erkannt, sieht es politisch schon schwieriger aus. Der Bürger ist konditioniert. Auf das Aktuelle. Er konzentriert sich auf die Agierenden, lobt den Kämpfer, verurteilt den Passiven. Hechelt denen bei Wahlen hinterher, die nun alles ändern wollen. Und doch ist alles nur ein Schauspiel.
Ich versuche mich zu erinnern. Wie lange habe ich wohl vernehmen dürfen, wir müssen mehr für die Bildung tun? Seit wie vielen Jahren wird uns erklärt, wir müssen mehr Menschen in ein Studium führen? Mehr Akademiker, weil die Industrie sie braucht und das Volk ansonsten bald nur noch aus Handfeger knüpfenden ungelernten Arbeitern besteht. Das muss unbedingt erreicht werden. Mit allen Mitteln. Kinder an die Universitäten. Wie lange ist das her? 10 Jahre? 15 Jahre? Auf jeden Fall viele Jahre.
Und genau das tat man dann auch. Programme wurden aufgelegt, Universitäten gefördert, Werbung geschaltet und vieles mehr. Am Ende hatten alle Eltern den Eindruck, ohne Gymnasium und anschließendem Studium würde es für ihr Kind bestenfalls zum ungelernten und obdachlosen Fensterputzer reichen.
Doch Manches in der Politik wird nur gefordert, weil die Erfüllung des Wunsches ohnehin nicht erwartet wird und man sich deshalb auch keine Gedanken über die Folgen machen muß. Nun aber ist es geschehen. Die Wünsche wurden erhört und die gute Fee hat vielen jungen Menschen das Bedürfnis geschenkt, nach der 10. Klasse weiter lernen zu wollen. Ganz im Sinne des Staates also. Doch, was hat man getan? Nichts. Schlicht und einfach nichts. Wenn alle Bürger Bahn fahren wollen, dann muss es zuerst einmal überhaupt eine Bahn geben. Das erscheint logisch. Wenn also alle studieren sollen, dann muss es Lehrer, Dozenten, Gebäude, Studenten-Wohnungen und Geld geben. Und zwar genau in dieser Reihenfolge.
War also alles nur Geplänkel? Bessere Bildung, die hoffentlich nie kommt? Oder war das die bewusste Herbeiführung einer schlimmen Situation, in der der sich nun scharenweise Politiker profilieren können? Sozusagen eine selbst initiierte politische Arbeitsbeschaffungsmaßnahme?
Auch an den Schulen der Klasse 1 bis 10 läuft das gleiche Programm. Plötzlich gibt es offenbar Kinder, mit denen niemand gerechnet hat. Aber das ist ein anderes Thema.
Was bleibt als Fazit? Ich weiß es nicht. Es gibt keines. Gibt es eine Konsequenz? Nein, auch das nicht? Gibt es Wünsche? Stockhiebe auf den nackten Hintern der politischen Schwänzer wären zwar angebracht, aber nicht mehr zeitgemäß. Am Schluß bleibt nur die Erinnerung. Doch die hat der Bürger längst verloren.
Der Skandal ist somit nicht der fehlende Wohnraum, sondern das bewusste Ignorieren. Über Jahrzehnte hinweg. Aussitzen.
Stemmen müssen das die Studenten und die Eltern. Eigene Bude ist nicht mehr, du musst bei uns bleiben. Und somit nähern wir uns langsam anderen Ländern an. Dort leben die Kinder oft noch mit 35 Jahren daheim. Denn Geld und Wohnraum fehlt.
Gewollt haben wir alles, gekonnt nur wenig.
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